Trau dich zu vertrauen!

Es gibt Phasen mit Kindern, bei denen man denkt, dass sie nie vorbei gehen: Trotzphasen, Zahnen, Durchschlafen. Aber was definitiv zu schnell geht, ist, dass sie groß werden. Unser Großer kommt dieses Jahr in die Schule. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Wie alle Eltern haben auch wir gemischte Gefühle. Die Kindergartenzeit war irgendwie nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben. Corona war ein Grund, weshalb vieles nicht so stattgefunden hat wie geplant und die Gegebenheiten für unsere Kinder sehr unsicher waren. Aber auch der anhaltende Personalmangel und seine Folgeerscheinungen, wie häufiges Erkranken der überarbeiteten Erzieher, haben dazu geführt, dass die Kinder kaum die geschützte, strukturierte Betreuungs- und Förderumgebung kennengelernt haben, die wir uns ausgemalt hatten. Da die Probleme anhalten, sind wir zwar irgendwie froh, dass wir jetzt dem System entwachsen und durch die Schulpflicht hoffentlich etwas mehr Stabilität erfahren. Aber wir haben auch das Gefühl, dass die Kinder dieser besonderen Zeit der unbeschwerten, nicht leistungsorientierten Kindergartenjahre beraubt wurden.

Unser Großer freut sich inzwischen sehr darauf ein Schulkind zu sein und ist schon fleißig am Rechnen und Buchstaben lesen. Neulich durfte er zu einer Schnupperstunde in die Schule kommen. Als er da mit seinem Ranzen zum Klassenraum lief, war das schon ein krasser Moment. Witzig, süß, traurig, spannend. In unserer gestrigen Schuleingangsuntersuchung (dazu im nächsten Beitrag) wurde ihm auch die Schulreife definitiv bestätigt, was uns sehr stolz macht.

Aber wie viele andere Eltern fragen wir uns auch, wie er mit dem Leistungsdruck zurechtkommen wird. Wird er sich gut konzentrieren können oder wird er sofort abgelenkt? Kann er damit umgehen, wenn mal etwas nicht gleich funktioniert oder wirft er dann die Schulbücher frustriert in die Ecke? Wird er an sich glauben und Spaß am Lernen haben, oder zweifelt er bei Schwierigkeiten sofort an sich? Wird er Ratschläge von uns annehmen oder sofort dichtmachen. Ob man da vom Verhalten beim „Mensch ärgere dich nicht“- Spielen oder „Schleife binden“- Frust schon Rückschlüsse ziehen kann?

Die Ärztin bei der Schuluntersuchung (kleiner Spoiler vorweg) hat uns jedoch einen guten Rat gegeben. Es macht Sinn, dem Kind zunächst einmal einfach zu vertrauen, dass es seinen Weg machen wird. Die Kleinen lernen und entwickeln sich und bewältigen manchmal Dinge, die man vor wenigen Monaten noch nicht geglaubt hätte. So wie sie als Baby plötzlich sitzen oder gehen konnten, werden sie auch jetzt weiter lernen, auch wenn man die Erfolge vielleicht nicht immer gleich sieht. Wichtig und entscheidend ist jedoch, an das Kind zu glauben, ihm und seiner Entwicklung zu vertrauen und ihm Dinge zuzutrauen. Gerade beim ersten Kind neigt man dazu, ihm zu viel abzunehmen und den Moment zu verpassen, in dem es etwas schon selber hätte probieren können. Weil es einfacher und schneller ist oder weil es die Aufgabe „eh noch nicht kann“. Aber mit kleinen Prüfungen lernen unsere Zwerge stetig dazu und vor allem wächst ihr Selbstbewusstsein auch für andere Herausforderungen. Die Hürde, die es mit einem Schulanfänger zu bewältigen gilt, besteht also oft gar nicht so sehr für das Kind, sondern vielmehr für die Eltern.

Habt ihr bald ein Schulkind oder könnt euch noch an den Abschluss der Kindergartenzeit erinnern? Wie ging es euch dabei? Habt ihr Tipps für den Übergang und die erste Zeit?

Ich werde jedenfalls unseren mal allein zum Bäcker reinschicken (und davor auf dem Parkplatz stehen :-)) oder seine Fußballtasche selbst packen lassen (und vor Abfahrt kontrollieren, ob alles drin ist ;-)).

Habt eine schöne Restwoche.

Alex

Bild: Bild von gpointstudio auf Freepik

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