Die richtige Portion Druck

Heute hatte ich eine Situation mit meinem Kind, die sehr schwierig für mich war und mir sehr nachhängt. Wir waren, wie schon so oft, im Schwimmbad bei den jeweiligen Kursen und die Lehrerin wollte heute einen Versuch für das nächste Abzeichen starten. Nach vielen Schwimmbadbesuchen und langer Teilnahme an Kursen konnten wir das, was wir durch Corona versäumt haben, aufholen und beide Jungs sind inzwischen ziemliche Wasserratten.

Aber was kann man tun, wenn der Kopf so viel arbeitet, dass er einem im Weg steht? Wenn man sich so viel Druck macht, dass man gleich geprüft wird, dass etwas eventuell nicht klappen könnte, dass man möglicherweise scheitern könnte, so dass am Ende gar nichts mehr geht?

Als ich mit dem einen gerade im Spaßbereich unterwegs war, sah ich, dass der andere seit 20 Minuten am Beckenrand saß, aber nicht schwamm. Ich ging hin, um zu sehen was los war. Das Kind kauerte da, die Tränen liefen und war hin- und hergerissen zwischen Selbstzweifeln und dem Wunsch, den Anspruch an sich selbst zu erfüllen. Mit Engelszungen redete ich auf ihn ein, dass er sich nicht so stressen braucht, dass er das schaffen kann und er an sich glauben soll, aber keiner böse ist wenn es nicht klappt. Irgendwann war die Stunde vorbei und wir sind unter Tränen heim. Als er sich entschuldigte, dass er es nicht geschafft hatte, zerriss es mir das Herz.

Natürlich möchte man sein Kind unterstützen. Ja, vielleicht muss man es ab und zu auch ein wenig über seine Grenzen stupsen. Ganz besonders, wenn das Kind eher nicht so der Typ „wird schon werden“ ist. Es ist sogar gut, immer wieder Herausforderungen zu meistern, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Aber wie viel Druck ist zu viel? Wann ist Aufgeben die bessere Option? Und wie schluckt man den leichten Frust runter, den man als Eltern unweigerlich entwickelt, weil man weiß, dass das Kind sich selbst im Weg steht.

Letztlich drücken wir nun auf die Bremse und legen eine Pause ein. Wir werden weiter schwimmen gehen, aber ohne Kurs und ohne Druck. Dennoch schwirren mir Gedanken durch den Kopf, wie wir mit ähnlichen Situationen umgehen sollen, wo wir nicht einfach aufgeben können. Und wie wird unser Kind damit umgehen, dass es diese Erfahrung mit einer negativen Erinnerung erst einmal beendet? Wird er so wieder den Mut finden, zu einem anderen Zeitpunkt weiterzumachen und dann an sich zu glauben?

Für den Moment ist es mir wichtiger, den Druck rauszunehmen, zu reduzieren wo es geht und vor allem unserem Sohn zu signalisieren, dass er perfekt für uns ist, so wie er ist und egal was er macht. Ich hoffe, dass er nun auch mit diesem Gefühl und diesem Wissen eingeschlafen ist.

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